Unter dem Namen „Blindenverein für Bonn und Umgebung" wurde die Selbsthilfeorganisation am 4. Oktober 1921 gegründet.
Mit dem Zusammenschluss des Bonner und des Bad Godesberger Blindenvereins zum Blindenverein Bonn e. V. wurden unter dem Vorsitz von Matthias Bach im Jahre 1970 die Voraussetzungen für die heutige Vereinsarbeit geschaffen.
Entsprechend veränderter Anforderungen wurde der Verein nun mit viel Geschick und Ideenreichtum durch Bernd Erwin, Konrad-Albert Wetzel und Armin Kappallo erfolgreich durch die siebziger Jahre geführt.
1980 übernahm dann Heinrich Erk den Vorsitz, der dem Verein in seiner 9jährigen Amtszeit viele neue Impulse gab. Nochmals übernahm dann Bernd Erwin den Vorsitz in Personalunion als Geschäftsführer. Wegen schwerer Krankheit musste er aber als Vorsitzender 1990 zurücktreten.
So wurde in der Jahreshauptversammlung Hans-Dieter Später zum neuen Vorsitzenden gewählt. Am 15.01.1991 erlag Bernd Erwin seiner schweren Krankheit. Das Amt des Geschäftsführers ging somit auf Hans-Dieter Später über. Mit Kompetenz und Sachkunde durch seine hauptamtliche Tätigkeit als Geschäftsführer des Deutschen Blinden- Verbandes e. V. (DBV) war er in seiner 5jährigen Amtszeit prädestiniert für diese wichtige Aufgabe.
Seit dem 01. April 1995 ist Robert Landsberg Vorsitzender des Vereins. Zu dieser Zeit haben in der Geschäftsstelle Frau Blasum und Frau Godthart die administrativen Tätigkeiten im Vereinsbüro in der Noeggerathstraße abgewickelt. Es mussten viele Arbeitsabläufe in der Geschäftsstelle straffer organisiert werden. Außerdem waren drastische Sparmaßnahmen notwendig, um das Vereinsvermögen nicht gänzlich in kurzer Zeit aufzubrauchen. Ab November 2002 hat der Vorstand des BSV als erste hauptamtliche Mitarbeiterin des Vereins Jutta Ueberberg als Halbtagskraft eingestellt. Dies war auch nur möglich, da die Stelle zur Hälfte durch die Stadt Bonn finanziert wurde. Zuerst wurde sie mit den administrativen Aufgaben des Vereins betraut; in den letzten 6 Jahren ihrer Tätigkeit im Verein übernahm sie die Beratung von hilfesuchenden blinden und sehbehinderten Menschen. Sie war insgesamt 16 Jahre beim BSV beschäftigt.
Im Jahre 2004 wurde der Zusammenschluss des Blinden- und Sehbehindertenvereins Bonn e.V. mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein für den Rhein-Sieg-Kreis e. V. vollzogen, da sich in Siegburg kein neuer Vorstand mehr gefunden hatte. Seit dieser Zeit lautet der vollständige Name: Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein-Sieg e. V.
Es kamen auch noch einige neue Mitglieder aus dem Euskirchener Raum hinzu, da der dortige Verein zu diesem Zeitpunkt aufgelöst wurde. Somit haben wir im Verbandsgebiet Nordrhein flächenmäßig das größte Einzugsgebiet mit mehr als 300 Mitgliedern. Das Bestreben des Vereins war und ist es, seinen Mitgliedern fortwährend Hilfen zur Alltagsbewältigung (auch in Form von Hausbesuchen), Möglichkeiten des Erfahrungsaustauschs mit ebenfalls blinden oder sehbehinderten Mitmenschen, sowie sportliche und freizeitgestaltende Aktivitäten anzubieten.
Hierzu konnten wir ab dem Jahre 2006 zwei Mitarbeiterinnen auf 400 € Basis für den linksrheinischen Raum Frau Marita Klasing und rechtsrheinisch Frau Lydia Henk für die intensive Mitgliederbetreuung und den Hausbesuchsdienst einstellen.
Durch diese Angebote wirkt unser Verein nicht zuletzt auch dem demographischen Wandel und der zunehmenden Vereinsamung blinder und sehbehinderter Menschen in der Gesellschaft entgegen.
Wir konnten gegenüber dem Sozialamt der Stadt Bonn den großen Bedarf an Hilfesuchenden glaubhaft machen. Der Beschäftigung einer Sozialarbeiterin, gänzlich finanziert durch die Stadt Bonn, wurde zugestimmt.
Der Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein-Sieg e. V. ist eine der ältesten Selbsthilfegruppen in der Stadt Bonn. Darauf sind wir stolz.
Mit dem Verein sind aber auch die Aufgaben und Probleme gewachsen, die bewältigt werden müssen, was aber allein durch ehrenamtliche Arbeit nicht mehr zu schaffen ist.
Neben der Vereinsintensiven Arbeit ist es wichtig, den Personenkreis blinder und sehbehinderter Menschen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auch nach außen gut zu vertreten. Dies geschieht u. a. in der Zusammenarbeit mit der Behindertengemeinschaft Bonn, die in der Bundesstadt die Aufgaben der Behindertenbeauftragten wahrnimmt. Der Verein vertritt die Interessen dieses Personenkreises darüber hinaus selbständig gegenüber den Stadtwerken und der Stadtverwaltung sowie gegenüber den politischen Parteien.
So konnten wir in den letzten 25 Jahren erreichen, dass die Ansagen in Bussen und Bahnen sowie in den U-Bahnhöfen und an einigen Bushaltestellen Standard geworden ist.
Die Öffentlichkeitsarbeit ist ebenfalls ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Vereinsarbeit. Mit Infoständen, Besuchen in Schulen und durch gute Pressearbeit weisen wir immer wider auf unsere Belange hin.
Innerhalb des Vereins haben sich im Laufe der Zeit mehrere Freizeitgruppen gebildet. Sie stellen für einige unserer Mitglieder die einzige Möglichkeit dar, aus der Isolation herauszufinden.
Seit einigen Jahren werden in unserer Geschäftsstelle, Thomas-Mann-Straße 58, 53111 Bonn, von Blindheit bzw. Sehbehinderung bedrohte oder betroffene Menschen und ihre Angehörigen durch unsere hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sowie durch Vorstandsmitglieder beraten. Außerdem wird von hier aus der mobile Assistenzdienst koordiniert, der von drei Mitarbeiterinnen ausgeübt wird. Dieses Angebot ist für unsere Mitglieder im Verbandsgebiet des BSV Nordrhein einzigartig.
Ebenso bemüht sich die Geschäftsstelle um den Einsatz von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne deren Mitwirken viele Veranstaltungen des Vereins nicht möglich wären.
Einen weiteren Schwerpunkt der Vereinsarbeit bildet die Akquise von Geldmitteln, häufig durch gezielte Projektanträge, um eine Vielzahl kleinerer und größerer Veranstaltungen durchführen zu können. Unsere Arbeit wird hierbei auch aus Mitteln der kassenübergreifenden Förderung der Krankenkassen, sowie der "Aktion Mensch" unterstützt. Um den Verein finanziell zu konsolidieren, hat der geschäftsführende Vorstand stets Optionen zu Geldanlagen analysiert, um Risiken für die Geldmittel des Vereins auszuschließen.
Anfallende Verwaltungsarbeiten übernimmt schon seit einigen Jahren unsere Bürokraft, Frau Christianna Odenbrett. Frau Sabine Franke führt heute die Sozialberatungen im gesamten Bonner Stadtgebiet durch; sie ist halbtags im Büro des Vereins tätig.
Frau Lydia Henk berät im rechtsrheinischen Vereinsgebiet. Am 01.10.2019 hat Frau Dorothee Kern-Ritter ihre Arbeit für den BSV aufgenommen. Sie bietet Hilfe Vorort z.B. beim Einkaufen.
Seit Juni 2019 gibt es auch im Verein eine Beratungsstelle „Blickpunkt Auge", Ansprechpartnerin hierfür ist Frau Diana Klaus, die telefonisch Rat und Hilfe bei Sehverlust anbietet.
Sie erreichen Frau Klaus unter der Telefonnummer: 02 28/90 84 90 47 (gegebenenfalls auch Anrufbeantworter), E-Mail: bonnrheinsieg@blickpunkt-auge.de.
Seit 2019 bieten wir auch Beratung zu Blindheit und Sehbehinderung im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg in Bonn an. Das Angebot steht allen Mitgliedern und Interessierten offen. Ein Dolmetscher für türkisch, arabisch u.a. ist anwesend.
Im Interesse blinder und sehbehinderter Menschen mischt unser Verein auch in der Kommunalpolitik kräftig mit. In den sogenannten „Jour Fixe" Gesprächen und durch schriftliche Kontakte mit Vertretern der im Stadtrat mitwirkenden Parteien, der Stadtverwaltung, den Stadtwerken, sowie weiteren Institutionen wurden die Interessen und Anliegen der blinden und sehbehinderten Bürger in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und im Euskirchener Raum vertreten.
Auch liegt hierbei ständig der Schwerpunkt auf der behindertengerechten Gestaltung von Verkehrsmitteln und öffentlichen Räumen. Hierzu war es erforderlich, dass Mitglieder unseres Vorstands einige Maßnahmen direkt vor Ort im Vereinsgebiet bewerteten. Immer wieder mussten unsere Vertreter erfahren, dass um jede Form von Barrierefreiheit unnachgiebig gekämpft werden muss.
Seit 2018 wird ein regelmäßiger „runder Tisch" zum Thema „Ampelakustik in Bonn" etabliert, der auch zweimal jährlich fortgesetzt wurde und werden soll. Hieran nahmen und nehmen das Tiefbauamt der Stadt Bonn, vertreten durch Herrn Manfred Eckel sowie viele Vereinsmitglieder teil.
Die Gemeinden des Rein-Sieg-Kreises arbeiten aktiv an der Erstellung eines Teilhabeplans. Dabei werden sie von Vereinsmitgliedern aus dem Rhein-Sieg-Kreis unterstützt.
Um seinen Einfluss zu wahren und geltend zu machen, wird der Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein-Sieg e.V. durch Günter Wingender im Inklusionsfachbeirat des Rhein-Sieg-Kreises vertreten. Ferner haben wir je einen Vertreter im Behindertenbeirat der Stadt Lohmar und in Euskirchen. In Bonn sind wir stimmberechtigtes Mitglied der Behindertengemeinschaft Bonn.
Namentlich muss man auch unseren Vorsitzenden Robert Landsberg, seine Frau Manuela und Hans-Hugo Ueberberg hervorheben, die bereits seit 25 Jahren im Vorstand tätig sind und recht viel dazu beigetragen haben, dass der Verein heute sehr solide dasteht.
Es haben in der Vergangenheit jährlich zahlreiche Veranstaltungen im Verein stattgefunden, was alles nur durch die Organisation des ehrenamtlich tätigen Vorstands, der Unterstützung einiger Mitglieder und ihrer Angehörigen, den Ehrenamtlern sowie den Mitarbeiterinnen des Vereins möglich ist.
Entgegen des Trends über stark zurückgehende Mitgliederzahlen in anderen Vereinen verzeichnen wir hier in Bonn einen stetigen Zuwachs. Dies ist nicht zuletzt auf unser erweitertes Angebot der Mitgliederassistenz zurückzuführen.
Vergessen wird selbstverständlich auch nicht die für den Verein unverzichtbare finanzielle Förderung durch die Kommunen, der kassenübergreifenden Förderung und der "Aktion Mensch". Immens wichtig sind die Spenden von hilfsbereiten Menschen, denn ohne diese könnte eine solch wichtige Arbeit nicht geleistet werden. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich.
Abschließend sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass 1996 die 75-Jahr-Feier des BSV stattgefunden hat, im Jahre 2011 haben wir das 90-jährige Bestehen gefeiert und 2021 wird der BSV 100 Jahre alt, was wir auch wieder feiern möchten, sofern dies die aktuelle Coronasituation zulässt.
Verantwortlich für die Erstellung des Beitrages: Marco Mers und Hugo Ueberberg (BSV Bonn/Rhein-Sieg e. V.).
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