Die Planung für unsere Veranstaltung fing mit dem harmlosen Satz an “wir sollten sichtbarer werden!” Geendet hat es mit einem 9x6m großen Standmitten im Zentrum von Hilden.
Bis dahin war viel zu tun, was durch ein tolles Team des Vereines bestens umgesetzt wurde. Nicht zuletzt war uns aber vor allem die Unterstützung durch die Stadt Hilden, dem Behindertenbeirat der Stadt Hilden und dem Stadtsportverband eine große Hilfe. Genehmigungen wurden unkompliziert erteilt, wir bekamen den besten Platz auf dem alten Markt, wir wurden bei der Werbung unterstützt, die Pavillons und Sitzgelegenheiten wurden uns zur Verfügung gestellt. Man kann es nicht anders sagen, als dass wir mit unserer Idee offene Tore und nicht nur Türen eingerannt haben.
Nach langer Vorarbeit und Planung war es endlich so weit: der lang herbei gesehnte Tag war endlich da. Die Hoffnung auf schönes Wetter schwand zunächst sehr schnell.
Als wir uns um 8:00 Uhr zum Aufbau trafen, war Petrus uns nicht wirklich wohl gesonnen: Regen und Wind mit teilweise starken Böen haben uns das Aufbauen doch um einiges erschwert. Mit tatkräftiger Unterstützung einiger sehender Helfer und Helferinnen konnten wir dann unsere Pavillons aufbauen. Ja, die Pavillons und wir waren danach etwas nass, aber das war uns egal! Schließlich hatten wir eine Vision: wir wollten für die Hildener sichtbar werden.
Doch was hatten wir eigentlich mit den ganzen Pavillons vor? Und was wollten wir überhaupt mit dem Thema Sichtbarkeit erreichen? Was haben wir darunter verstanden?
Aus diesem einen Satz ist die Idee gewachsen, dass wir den Mitbürgern und Mitbürgerinnen in Hilden einmal ein Gefühl dafür vermitteln wollen, was es bedeutet, wenig oder gar nichts zu sehen. Und dafür haben wir uns was ganz Besonderes ausgedacht:
Auf 3x9m haben wir einen „Blindenparcour“ aufgebaut. Mit viel Kreativität und Ideenreichtum haben wir unterschiedliche Bodenuntergründe, Rampen und Attrappen für Bordsteine nachgebaut. Hindernisse die für uns im Alltag Barrieren darstellen, aber von Sehenden nicht als solche wahrgenommen werden. In der Mitte des Parcours gab es noch eine weitere Tastaufgabe: in verschiedenen Säckchen mussten Gegenstände ertastet werden. Alle Sinne sollten auf den knappen 3x9m gefordert werden.
Für den Parcour hatten wir die professionelle Unterstützung von Frau Goldberg-Meiss, Reha-Trainerin für Orientierung und Mobilität beim Landesverband Nordrhein e.V.
Sie begleitete die mit Dunkelbrille und Blindenlangstock bewaffneten Besucherr*innen sicher durch den Parcour.
Ein weiteres großes Highlight an unserem Stand war der Besuch der Blindenführhundschule Kleverland. Frau Nina Jonas, Geschäftsführerin der Blindenführhundschule, brachte zwei zuckersüße Flat – Coated Retrieverrüden im Alter von circa anderthalb Jahren mit. Diese waren natürlich ein toller Blickfang für unsere Besucher*innen und verzauberten jeden. Frau Jonas stand allen Interessierten Frage und Antwort zum Thema „Blindenführhund“ im Allgemeinen und speziell zur Ausbildung, sowie für unsere Mitglieder, die Interesse an einem möglichen Blindenführhund haben. Auch ihr danken wir von ganzem Herzen, dass sie sich die Zeit genommen hat, uns bei diesem Projekt „Sichtbar in Hilden“ zu unterstützen.
Das Wetter meinte es ab Beginn der Veranstaltung auch wirklich gut mit uns und die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Dank dem nahegelegenen Wochenmarkt und der umliegenden Gastronomie auf dem alten Markt konnten wir uns über viele neugierige Besucher*innen freuen.
Lockte die Anwesenheit von zwei unverschämt niedlichen Hunden die Menschen näher, so war unser Parcour doch das eigentliche Highlight und es bildete sich immer wieder eine Warteschlange davor.
Besonders gefreut hat uns, dass der Hildener Bürgermeister Dr. Pommer, aber auch Herr Eichner (Leiter Dezernat II) und Frau Voss (Leiterin Amt für Jugend, Soziale Dienste und Integration) von der Stadt Hilden uns besucht haben und nicht nur den Parcour getestet haben, sondern auch mit uns ins Gespräch gegangen sind. Die eigene Erfahrung sehbehindert oder blind durch einen Hindernisparcour zu gehen, hat hier den Blick auf unsere Bedürfnisse verändert. Die darauffolgenden Gespräche sind hoffentlich eine gute Grundlage für mehr Inklusion in unserer Stadt.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Behindertenbeirat der Stadt Hilden statt und so konnten wir auch einige Mitglieder des Beirates bei uns begrüßen. Und auch der Stadtsportverband besuchte uns und war neugierig mehr über die Themen Barrieren, Blindenführhunde, Zutrittsrechte und alles rund um die Sehbehinderung zu erfahren.
Auch die Blindenführhundschule hatte alle „pfotenvoll“ zu tun: viele Fragen, viel Interesse und viel Aufklärungsarbeit. Naja, und da waren ja noch die beiden zuckersüßen Rüden, die Streicheleinheiten gegenüber nicht abgeneigt waren. Dies aber selbstverständlich nur ausserhalb des Führgeschirres.
Neugierig zeigten sich die Besucher auch hinsichtlich der Punktschrift. Das Punktewirrwarr zu erkunden und daraus etwas lesbares zu erkennen konnte unter fachkundlicher Anleitung gelingen. Nachdem man ein bisschen die Systematik dahinter erklärt hatte, wurde es auch den Besucher*innen verständlicher. Die Faszination, so kleine Punkte überhaupt fühlen zu können, war dennoch für viele sehr groß.
Neben der Action und dem Hundekuscheln konnten wir viele tolle Gespräche führen und unsere Arbeit im Verein vorstellen. Unser Vorstand war fast vollständig vertreten und die beiden Mitgleder, die fester Bestandteil unseres Orgateams sind, haben ganze Arbeit an diesem Tag geleistet. Es wurde angeleietet, angesprochen, ausgetauscht, beraten, informiert, aufgeklärt, Vorurteile aus dem Weg geräumt und mit jedem Menschen den wir am Stand begrüsen durften wurden wir sichtbarer. Ok, so wirklich konnte man unseren Stand an dem Tag auch nicht übersehen.
Wir waren sehr überrascht und sehr glücklich darüber, dass unser Stand die ganze Zeit (10:00 bis 14:00 Uhr) wirklich sehr gut besucht war. Mit so viel Interesse und Neugierde haben wir tatsächlich nicht gerechnet.
Gegen 14:00 Uhr war die Veranstaltung auch leider schon wieder vorbei. Und auch, wenn es ein anstrengender Tag war, hat er sich unendlich gelohnt! Wir konnten viele Kontakte knüpfen, konnten sehr viel Netzwerkarbeit betreiben und waren einfach nur glücklich, so vielen Besucher*innen unsere Welt für circa 4 Stunden ein bisschen näher zu bringen. Es war ein absolut erfolgreicher und wunderschöner Tag, den wir nicht vergessen werden. Und wie sagt man immer so schön: nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung…
Von der Stadt Hilden wurden wir bereits zum Inklusionsfest im kommenden Jahr eingeladen und auch andere Städte möchten diese Aktion bei sich erleben. Wir wurden gesehen und das freut uns sehr!
Wir möchten uns sehr bei allen Akteuren und Helfer*innen bedanken, die uns so tatkräftig unterstützt haben. Nur zusammen kann so ein tolles Projekt gelingen! Weiter so! Auf das wir noch viele solcher großartigen Veranstaltungen durchführen werden.
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