|
Kurz vor Weihnachten merkte der Weihnachtsmann, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmte.
Die Sterne am Himmel, die ihn sonst sicher leiteten, verschwammen zu einem milchigen Schleier.
Erst zwinkerte er ein paar Mal heftig, dann rieb er sich die Augen aber es änderte sich nichts.
Als er in der Weihnachtswerkstatt über eine Kiste stolperte und vor einem Wichtel auf dem Boden saß, fragte der: „Chef, alles in Ordnung?“, während ein zweiter ihm auf die Beine half.
Der Weihnachtsmann seufzte. „Ich glaube… ich sehe nicht mehr so gut wie früher.“
Die Wichtel setzten sich zu einem Meeting zusammen. Sie berieten wie sie dem Chef helfen können.
Einer rief: „Lasst uns die Werkstatt barrierefrei machen! Wird sowieso mal Zeit, dass wir hier Ordnung schaffen und System reinbringen!“
Sie begannen sofort Wege frei zu räumen, Kanten zu markieren, eine Sprachsoftware auf dem Chef-PC zu installieren und ein sprechendes Navi wurde auch an den Schlitten montiert.
Die Rentiere boten dem Weihnachtsmann auch gleich ihre Hilfe an.
Rudolph erklärte: „Chef, wir fliegen dieses Jahr als Team. Du sagst, was getan werden muss und wir sorgen für den Weg.“ Das war einfach mit dem sprechenden Navi.
Donner murmelte: „Praktisch, das wir mithelfen können. Der Chef hat sich sowieso nie ans Tempolimit gehalten.“
Die Engel hörten von den Augenproblemen des Chefs und hatten gute Ideen.
Ein Engel setzte sich neben den Weihnachtsmann und sagte leise:
„Sehen ist mehr als Augenlicht. Du wirst überrascht sein, wie viel du wahrnimmst, wenn du von uns lernst“ tatsächlich.
Der Weihnachtsmann hörte plötzlich viel mehr Geräusche und nahm den Schall war der von den Gebäuden zurückgeworfen wurde.
Er roch die Häuser der Menschen, jedes hatte einen anderen Duft. Er fühlte die warmen Wünsche der Menschen mit offenen Herzen.
Doch ein Problem blieb: Die Wunschzettel!
Sie waren viel zu klein geschrieben. Da brachte ein Wichtel stolz etwas heran, das er „die ultimative Weihnachtsmann-Hilfe“ nannte.
Ein iPhone mit VoiceOver, großen Symbolen und einer App, die alle Wunschzettel automatisch vorlas. „Damit bleibst du Chef, der Organisator, egal was deine Augen tun“, sagte der Wichtel.
Der Weihnachtsmann probierte es aus und war begeistert obwohl er der modernen Technik eher skeptisch gegenüberstand. „Siehst du“, meinte der Wichtel schmunzelnd, „moderne Technik kann auch zaubern.“
So wurde dieses Weihnachtsfest ein ganz besonderes.
Der Schlitten flog sicherer als je zuvor, die Werkstatt war ordentlicher als in den letzten hundert Jahren, und der Weihnachtsmann spürte, wie viele Wunder möglich sind, wenn man Barrieren gemeinsam abbaut.
Eine Weihnachtsgeschichte von Tamara Ströter.
|
